Man ist sich bis heute nicht so ganz sicher, wo der Sangiovese eigentlich entstanden ist, doch man geht davon aus, dass es in einem der vielen Klöster im Apennin gewesen sein...
Man ist sich bis heute nicht so ganz sicher, wo der Sangiovese eigentlich entstanden ist, doch man geht davon aus, dass es in einem der vielen Klöster im Apennin gewesen sein dürfte. Das Mittelgebirge trennt die Romagna von der Toskana. Der Sangiovese der Romagna war lange Zeit genauso berühmt wie derjenige der Toskana, doch in den letzten Jahrzehnten war der gute Ruf ein wenig verloren gegangen. In der Emilia-Romagna hatte man sich auf anderes verlegt und dem Sangiovese nicht mehr die Bedeutung zugemessen, die er eigentlich hätte haben sollen. Mittlerweile ändert sich das – glücklicherweise. Denn der Sangiovese der Romagna hat drei entscheidende Vorteile, die er in die Waagschale werfen kann. In Zeiten des Klimawandels profitiert er davon, dass es in der Romagna im Allgemeinen kühler ist als in der Toskana. Außerdem findet man hier noch alte, sehr hochwertige Sangiovese-Klone, und drittens findet man vor allem dort, wo Chiara Condello zu Hause ist, einen sehr kalkhaltigen, sandsteinigem, kreidigen und lehmigen Boden. Man nennt ihn dort Spungone, und er kommt vor allen der Subappellation Predappio vor. In Predappio wurde schon reinsortiger Sangiovese ausgebaut, als daran in der Toskana noch niemand dachte.
Für Chiara Condello ist klar, dass gerade die Kombination aus Spungone, dem etwas kühleren Klima und der besonderen Ausprägung des Romagna-Sangiovese für einen eigenen Predappio-Stil spricht, der einen besonders burgundischen Touch haben könnte. Die Feinheit des Burgund ist es, die sie in ihren Weinen sucht. Die junge Winzerin verbringt deshalb auch den größten Teil ihrer freien Zeit im Burgund. Auf unsere Frage, wen sie denn unter den Winzern und Winzerinnen des Sangiovese am meisten bewundern würde für deren Stil, sagte sie, ohne zu zögern: Stella di Campalto. Da wussten wir, dass wir mit Chiara Condello auf einer Linie sein würden. Chiaras Familie stammt ursprünglich aus Kalabrien. Den Vater, Francesco Condello, hat es jedoch schon früh in den Norden gezogen, und nachdem er im Finanzwesen erfolgreich gewesen war, konnte er ab 2001 das Weingut Condé gründen und ein größeres zusammenhängendes Gebiet an Weinbergen erwerben, dergestalt dass die Weinberge wie bei einem Bordeaux-Château rund um das Anwesen liegen. Chiara Condello vinifiziert nunmehr schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich die Weine von Condé zusammen mit zwei Önologen. Doch neben dem Familienprojekt wollte sie ihre Ideen für eigene Weine umsetzen.
Für das eigene Projekt nutzt sie Parzellen der in Konversion zu biologisch-organischem Landbau befindlichen Weinberge von Condé. Es sind Parzellen, die auf 150 bis 300 Metern unterhalb des Waldes der Hügelkuppe geschützt liegen und deren Rebstöcke aufgrund ihres Alters tief verwurzelt sind. Der Sangiovese für den Chiara Condello und den Le Lucciole wird langsam mit einer kleinen, alten Korbpresse gepresst und dann spontan vergoren. Der Chiara Condello wird in großen Fässern und im Edelstahl über 25 Tage vergoren und dann in großer slawonischer Eiche und im Edelstahl ausgebaut. Le Lucciole wird über bis zu 45 Tage spontan im Holz vergoren und über zwei Jahre hinweg in 35-hl-Fudern aus slawonischer Eiche ausgebaut. Für Chiara ist Le Lucciole der erste Schritt auf dem Weg, aus Predappio ein Morey-Saint-Denis der Romagna zu machen.
mehr